Kennen Sie das? In Gesprächen mit anderen Menschen haben Sie immer wieder den Eindruck, dass Sie von Menschen mit denen Sie sprechen nicht wirklich verstanden werden? In diesem Beitrag zur Gewaltfreien Kommunikation möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie Ihre Chance verbessern, dass Ihre Mitmenschen verstehen, was Ihnen wichtig ist, indem Sie authentisch ausdrücken, wie es Ihnen geht und was Sie brauchen.

Die „richtigen“ Worte finden

Gerade zu Beginn meiner Auseinandersetzung mit der Gewaltfreien Kommunikation (Wo der Name herkommt, habe ich hier erklärt.) kam es mir immer wieder vor, als ob ich eine neue Sprache lernen würde. Ich habe nach Worten gesucht, da ich in meiner Herkunftsfamilie nicht gelernt habe über meine Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen.

Also habe ich häufig einen Spickzettel in Form von Listen mit Gefühls- und Bedürfnisworten zur Hand genommen. Wenn ich mal wieder nach Worten gesucht habe, konnte ich so meinen Blick einfach über die Liste gleiten lassen. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass mein Blick von ganz alleine dort hängen bleibt, wo es in meinem Inneren einen Resonanz gibt. Also das Wort zu dem passt, wie es mir gerade tatsächlich geht.

Jörn Lentes
Jörn Lentes
Jörn ist seit mehr als 24 Jahren in Beziehung mit Melanie, ist Vater von 5 Söhnen und seit 10 Jahren Trainer für GFK. Er arbeitet als selbstständiger Unternehmensberater.

Was gesagt oder nicht gesagt wird

In der Kommunikation im Allgemeinen geht es jedoch nicht nur um die Worte an sich. Es geht meiner Erfahrung nach vielmehr darum, dass meine Worte auch tatsächlich das ausdrücken, was meine Gesprächspartnerin oder mein Gesprächspartner auf der non-verbalen Ebene von mir wahrnimmt.

Meine Körpersprache kann ich nur sehr schwer, häufig gar nicht, bewusst beeinflussen. Doch wenn meine Worte zu meiner Körpersprache passen, dann werden ich als authentisch wahrgenommen und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass auch das ankommt, was ich sagen möchte. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht. Wie authentische Kommunikation Beziehungen entlastet haben wir in einem weiteren Artikel beschrieben.

Die Sache mit Sender und Empfänger

Zur Kommunikation gehören bekanntlich 2: Jemand der eine Nachricht sendet und jemand für den diese bestimmt ist. Diese werden in der Regel als Sender und Empfänger bezeichnet. Beide haben die Möglichkeit auf unterschiedliche Weise zum Erfolg oder Misserfolg der Übertragung der Nachricht beizutragen.

Als Sender kann ich z.B. die Sprache, die Lautstärke, die Tonlage, die Geschwindigkeit und die Worte beeinflussen, mit denen ich die Nachricht absende. Vorausgesetzt der Empfänger versteht die Sprache und konnte die Worte aufgrund der Lautstärke auch hören. So kann ich als Empfänger z.B. beeinflussen, wie viel Aufmerksamkeit ich dem Zuhören widme. Bin ich voll und ganz bei der Sache oder gleichzeitig gedanklich noch mit etwas anderem beschäftigt.

Und jetzt kommt der wichtigste Teil als Empfänger. Habe ich die Worte verstanden und aufmerksam zugehört, entscheide ich (bewusst oder unbewusst), wie ich diese Worte entschlüssel und damit welche Bedeutung ich den Worten gebe. Unabhängig von dem was der Sender mit den Worten meinte, kann ich den Worten eine völlig andere Bedeutung geben.

„Die Bedeutung der Botschaft bestimmt immer der Empfänger!“ – Grundannahme in der Kommunikationsforschung

Wenn ich also wirklich verstanden werden möchte, ist es aus meiner Sicht hilfreich, mir bewusst zu machen, dass meine Einflussmöglichkeiten begrenzt sind. Ich vergleiche das gerne mit einem Ballspiel. Wenn ich Ihnen einen Ball zu werfen möchte, kann ich z.B. beeinflussen, wie feste und in welche Richtung ich werfe. Hat der Ball meine Hand jedoch verlassen, liegt es nicht mehr in meiner Macht, ob Sie den Ball auch fangen.

Kommunikation Gleichnis Sender Empfänger Ball werfen

Die Macht des Zuhörens

Zum Schluss ist da noch die Erfahrung, dass Menschen, die sich selber verstanden fühlen, auch eher bereit sind mir zuzuhören und mich zu verstehen. Somit liegt für mich im Zuhören gleich eine doppelte Macht. Zum einen kann ich durch aufmerksames, einfühlsames Zuhören dazu beitragen, dass sich mein Gegenüber verstanden fühlt und habe die Möglichkeit, die Worte auf eine Art und Weise zu hören und zu deuten, die für dieses verstehen hilfreich sind.

„Erst verstehen, dann verstanden werden!“ – Marshall B. Rosenberg

Meine Fähigkeit zum Zuhören wird wesentlich von meinem aktuellen emotionalen Zustand beeinflusst und dieser wiederum von meinen Glaubenssätzen, also davon wie meiner Ansicht nach die Welt funktioniert. In der Gewaltfreien Kommunikation nennen wir dies die Innere Haltung. Melanie hat in diesem Artikel mehr zur Inneren Haltung geschrieben.

 

Zusammenfassung

Damit gibt es für mich 4 wesentliche Punkte, wie die Gewaltfreie Kommunikation Ihnen hilft wirklich verstanden zu werden:

  • Meinen Wortschatz der Gefühle und Bedürfnisse erweitern
  • Authentisch zu benennen, wie es mir geht
  • Mir bewusst zu machen, was ich als Sender tatsächlich beeinflussen kann
  • Und zuerst zuhören und dann mich selber mitteilen

Eine Liste mit Gefühlsworten aus unserem Onlinekurs können Sie kostenlos erhalten, indem Sie sich über den folgenden Link zu unserem Newsletter anmelden:

In unserem Onlinekurs „Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation“ gehen wir detailliert auf diese und viele weitere Punkte ein und bieten Ihnen praktische Übungen, die die Integration in den Alltag erleichtern.

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